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Feminismus 2.0 - Plädoyer für eine emanzipatorische Neuausrichtung des Feminismus
In Deutschland, einem Land in dem sich die Angst vor dem Geburtenschwund langsam zu einer gesellschaftsweiten Panik auszuweiten scheint, harrt die Frage nach Gründen für die als fatal gedeutete Zeugungsunlust weiter einer befriedigenden Antwort.
Als bizarren Höhepunkt der Debatte läßt sich derzeit der Wirbel um ein vor der Veröffentlichung stehendes, in seinen Kerngedanken bereits kundgemachtes Elaborat von Eva Herrman („Das Eva-Prinzip“ – für eine neue Weiblichkeit) beobachten. Herrman, bislang bekannt geworden als Nachrichtensprecherin eines deutschen Fernsehkanals, hat den Schuldigen der demographischen Misere anscheinend identifiziert: Der „Killer-Virus“, der die tradierte Familie, „Keimzelle“ deutschen Kindersegens, zunehmend zersetzte, hat einen Namen: Feminismus!

Es soll an dieser Stelle nicht das Thema sein, wie plausibel der Zusammenhang von Feminismus und bundesdeutschem Nachwuchsmangel ist. Als diskutabel wird hier aber die implizite Unterstellung Herrmans erachtet, jener über Szenegrenzen hinaus öffentlich wahrnehmbare und einflußnehmende Feminismus habe eine spaltende Wirkungen auf die Gesellschaft. Dieser Vorwurf ist alles andere als neu und sollte eine auf soziale Veränderungen abzielende Bewegung nicht anfechten. Brisant wird er aber in Verbindung mit der These, daß sich inzwischen das emanzipatorische Potential dieses Feminismus’ aufgebraucht zu haben scheint.

Ein Feminismus bestimmter Ausprägung ist lange im gesellschaftspolitischen „Alltag“ westeuropäischer Länder angekommen. Dieser ist – mehr noch – massenmedienkompatibel. Selbstverständlich also, daß etwa Alice Schwarzer, weiterhin Ikone (besser noch: Monstranz) des deutschen Feminismus, in diesen Zeiten der Verunsicherung über den Stellenwert der „normalen“ Vater-Mutter-Kind-Familie und die Art und Weise des „richtigen“ Geschlechtlich-Seins medial „nachgefragt“ wird.

Schwarzers Verdienste um die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Belange der Frau, das Aufmerksammachen auf tabuisierte mannigfaltige Gewalt erfahren von Frauen, verübt durch Männer, sind unbestreitbar. Dennoch kann man konstatieren, daß der Feminismus in der Denkart Schwarzers seine eigenen Wirkungen auf die Gesellschaft nicht zur Kenntnis genommen und sich daher seit Jahren weitgehend zum reinen Selbstzweck reduziert hat. Solcherart offeriert er etwa als „Ideal“ gerne ein Frauenbild, das mit der ökonomisierten „Ellenbogengesellschaft“ voll kompatibel ist: mächtig, beruflich erfolgreich, durchsetzungsstark. Ein Typus, der in sämtlichen Ausgaben der Zeitschrift „Emma“, herausgegeben von Schwarzer, in seinen aktuellen Ausprägungen von Yvonne Catterfeld bis Steffi Graf und seitenlang porträtiert wird. Nicht zuletzt genügt Alice Schwarzer selbst – Unternehmerin, Journalistin und Medienstar in Personalunion – diesem Typus Frau vollkommen. Da wundert es auch nicht mehr, daß unter Marginalisierung politischer Standpunkte, einer ersten Regierungschefin in Deutschland – christlich-konservativ zwar, aber eben auch mächtigste Frau der Welt – der öffentliche Beifall durch Frau Schwarzer zuteil wird.

Ist angesichts zunehmender sozialer „Schieflagen“ allerorten derartige feministische „Vision“ nicht in manchem ähnlich irritierend wie die „Heimchen-am-Herd-Träumereien“ einer Eva Herrman?



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